Sotschi 2014: Druck auf Politiker ausüben, nicht auf Sportler

Zur Debatte über die Menschenrechtssituation in Russland anlässlich der morgen beginnenden Olympischen Winterspiele in Sotschi und mögliche Boykotte oder Proteste durch Sportler erklärt Hanka Kliese, sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag:

„Die Situation in Russland ist hinlänglich bekannt. Aufrufe zu politischen Protest­bekundungen oder Boykotten an die Athleten gehen in die falsche Richtung. Nicht die Sportlerinnen und Sportler, sondern die Politiker sollten Kritik äußern. Das Verhalten von Joachim Gauck zeigt, wie es gehen kann: Eine Distanzierung von den Machthabern, ohne Druck auf die Athleten auszuüben. Eine weitsichtige (Sport-)Politik muss zwei Ebenen berücksichtigen: Zum einen muss sie als Anwältin der Sportlerinnen und Sportler deren Interessen vertreten und artikulieren. Zum anderen ist aus menschenrechtspolitischer Sicht die genauere Prüfung der Vergabekriterien olympischer Spiele erforderlich. So kann bereits im Vorfeld vermieden werden, dass eine zum Teil scheinheilige Diskussion auf dem Rücken der Sportlerinnen und Sportler ausgetragen wird, welche sich jahrelang auf das Ereignis vorbereiten und unverschuldet Teil politischer Ränkespiele werden.“

Die Beschneidung der Pressefreiheit, Unterdrückung von Minderheiten und insbesondere die Missachtung der Rechte Homosexueller werden als Belege für die undemokratischen Zustände in Putins Russland angeführt. Während diese Argumente zweifellos zuträfen, lasse sich über Art und Zeitpunkt der Kritik streiten. „Die Einhaltung menschenrechtlicher Standards durch das Gastgeberland kann und muss geprüft werden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, so Klieses Forderung. „Die Problematik war bereits im Falle der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine 2012 ähnlich und zeichnet sich erneut etwa mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 ab. In Zukunft müssen diese Fragen, zum Nutzen aller, rechtzeitig geklärt werden.“

Chemnitz, den 6.2.2014